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Worum geht es?

Ab sofort können Bewerbungen und Vorschläge für den mit 10.000 Euro dotierten Preis für zukunftsweisende Projekte in der Pflege eingereicht werden. In diesem Jahr steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Gesellschaft auf das Altwerden der sogenannten Babyboomer einstellen kann.

Die vor allem Anfang der 1960er Jahre geborene Generation kommt in die Jahre. Wenn die rund 13 Millionen Babyboomer ab 2040 das Pflegealter erreichen, droht eine enorme Versorgungslücke. Wir suchen stabile Lösungsansätze für unser Zukunftsproblem.

Wer kann mitmachen?

Gesucht werden soziale Träger, Netzwerke, Institutionen und Initiativen, die mutig vorangehen, indem sie vorausschauend neue Lebensweisen, alternative Unterstützungsmöglichkeiten und passgenaue Pflegeangebote erproben.

Deutscher Pflegepreis

Der Deutsche Pflegepreis wird seit 2017 einmal jährlich im Rahmen des Deutschen Pflegetags in Berlin verliehen. Seinen Ursprung findet dieser in einer Auszeichnung des Deutschen Pflegerats (DPR). Der Deutsche Pflegerat würdigt bereits seit mehr als 20 Jahren besondere Persönlichkeiten und Institutionen mit der der höchsten nationalen Auszeichnung im Bereich der Pflege.
In verschiedenen Kategorien werden Persönlichkeiten und Institutionen prämiert, die sich für die Pflege einsetzen und die für die Pflege Stellung beziehen. Ihr Engagement für das Wohl von Pflegenden und Patienten erhält so einen öffentlichen Rahmen und die nötige Wertschätzung. Er betrachtet unterschiedliche Perspektiven herausragender Arbeit in der Pflege, die auf einer separaten Galaveranstaltung besonders gewürdigt werden.

Gewinner 2022:

AWO Erzgebirge „Unner Haamit, unner Ort, unner drhamm“

Der Treff für pflegende Angehörige bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung.

Der Treff für pflegende Angehörige bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung.

Im Vergleich aller Bundesländer ist die sächsische Bevölkerung am ältesten. Wie auch am Projektstandort des Preisträgers, der ländlich geprägten Gemeinde Stützengrün im Erzgebirge. Der Anteil teils immobiler, teils alleinlebender Älterer unter den 3.100 Einwohnern nimmt stetig zu. Wie häufig im ländlichen Raum war es für immobile Einwohner schwierig, Alltagsaufgaben zu bewältigen und soziale Kontakte zu pflegen. Seit fünf Jahren kümmert sich das Siegerprojekt „Unner Haamit, unner Ort, unner drhamm“ darum, Lösungen für diese Probleme anzubieten.

2017 gründeten die Gemeinde Stützengrün und die AWO Erzgebirge gGmbH gemeinsam das Projekt. Der Anstoß kam vom Gemeindebürgermeister. Als Träger holte er die örtliche AWO mit ins Boot.

Vor dem Projektstart wurden die Bürgerinnen und Bürger gefragt, was ihnen vor Ort für ein gutes Älterwerden fehlt. Ein Ergebnis war, dass sich viele Senioren einsam fühlen, seit Pandemiebeginn in verstärktem Maße.
Bis heute ist deshalb das Hauptziel des Projekts, soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Außerdem soll den Bürgern unabhängig von ihren Einschränkungen Mitsprache und Mitwirkung ermöglicht werden.
Die Akteure sorgten zuerst für die bislang fehlenden Orte der Begegnung. Bis heute bilden sie das Herzstück des Projekts: Es gibt Seniorentreffs für Ältere, eine niedrigschwellige Betreuungsgruppe, Treffen für Männer und für pflegende Angehörige, Bürger-Arbeitsgruppen, Veranstaltungen und Nachbarschaftshilfekurse.
Zu den wichtigsten Angeboten zählen darüber hinaus Beratung zu Alter, Pflege und Demenz sowie eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Kooperation mit dem Pflegedienst der AWO Erzgebirge gGmbH. Wer Hilfen im Alltag benötigt, wie etwa Begleitung zum Arzt oder beim Spazierengehen, kann sich über eine Kontaktstelle Nachbarschaftshelfende vermitteln lassen.

Gewinner 2021:

"AWO Karlsruhe – Gut versorgt daheim im Quartier Rintheimer Feld"

Solidarisch, kreativ, offen und für alle da – diese Vorzüge kennzeichnen den Preisträger 2021. Und sie gaben den Ausschlag für die Jury, den bundesweit bekannten Preis in diesem Jahr nach Baden-Württemberg zu vergeben. Der Preisträger "AWO Karlsruhe – Gut versorgt daheim im Quartier Rintheimer Feld" ist ein gut ausgebautes Projekt in einer Hochhaussiedlung.
AWO Karlsruhe – Gut versorgt daheim im Quartier Rintheimer Feld

Bei der möglichst kontaktlosen Schulung zu technischen Hilfsmitteln finden die Mitarbeiter kreative Lösungen: Quartiersmanager zeigt Tablet-Bedienung am Fenster. Bild: AWO Karslruhe

Es setzt das Ausschreibungsthema "Quartierspflege im digitalen Wandel" in hervorragender Weise um. Besonders die integrative Grundhaltung des Projekts überzeugte die Jury. Den umfassenden Angeboten rund um "AWO – gut versorgt daheim" gelingt es, neben pflegebedürftigen Senioren eine große Bandbreite an Jüngeren, Gesunden, Schwerbehinderten und Menschen in verschiedenen Lebenssituationen anzusprechen. Ein multiprofessionelles Team nimmt ihren Bedarf auf Augenhöhe wahr, bindet sie eng in die nachbarschaftliche Arbeit ein und entwickelt gemeinsam mit ihnen neue Angebote. Ein beeindruckend lebendiger und sozialer Raum ist entstanden. Das fördert offenbar die Solidarität untereinander: Das bürgerschaftliche Engagement der Nachbarn bildet eine der Hauptsäulen des Projekts. Ein Erfolgsfaktor des Gewinners ist, dass sich zwei starke Akteure zur Zusammenarbeit entschlossen haben. Die lokale Wohnungsbaugesellschaft Volkswohnung GmbH und die AWO Karlsruhe arbeiten bereits seit 2012 zusammen.
Zentrum des Projekts ist ein ambulanter Servicestützpunkt im Erdgeschoss eines Hochhauses. Von dort aus koordinieren AWO-Mitarbeiter Hilfen und Betreuungsangebote und pflegen die Bürger im Rintheimer Feld rund um die Uhr. In der Einrichtung mit angeschlossenem, ehrenamtlich betriebenen Wohncafé sind die Mitarbeiter für die Fragen der Nachbarn da. Im darüber liegenden Geschoss stehen fünf stark nachgefragte barrierefreie Pflegewohnungen zur Verfügung. Aufgrund der Offenheit des Konzepts und der hohen Motivation der zahlreichen eingebundenen lokalen Akteure werden immer wieder neue Ideen zu konkreten Maßnahmen entwickelt und interessante Projekte gestartet, etwa zu innovativer Pflege. Im Teilprojekt "DiDem" wurde ein umfassendes Spektrum an digitaler Unterstützung für das Quartier entwickelt. Die Maßnahmen reichen von Beratung zu Video-Telefonie bis zum Hardware-Verleih. Die Hilfen wirken sozialer Isolation und Überlastung in der Pflege entgegen. Auch zur Beschäftigung demenzkranker Bewohner und zur Vermittlung ehrenamtlicher Helfer werden digitale Tools genutzt.