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Worum geht es?

Ab sofort können Bewerbungen und Vorschläge für den mit 10.000 Euro dotierten Preis für zukunftsweisende Projekte in der Pflege eingereicht werden. In diesem Jahr steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Gesellschaft auf das Altwerden der sogenannten Babyboomer einstellen kann.

Die vor allem Anfang der 1960er Jahre geborene Generation kommt in die Jahre. Wenn die rund 13 Millionen Babyboomer ab 2040 das Pflegealter erreichen, droht eine enorme Versorgungslücke. Wir suchen stabile Lösungsansätze für unser Zukunftsproblem.

Wer kann mitmachen?

Gesucht werden soziale Träger, Netzwerke, Institutionen und Initiativen, die mutig vorangehen, indem sie vorausschauend neue Lebensweisen, alternative Unterstützungsmöglichkeiten und passgenaue Pflegeangebote erproben.

Deutscher Pflegepreis

Der Deutsche Pflegepreis wird seit 2017 einmal jährlich im Rahmen des Deutschen Pflegetags in Berlin verliehen. Seinen Ursprung findet dieser in einer Auszeichnung des Deutschen Pflegerats (DPR). Der Deutsche Pflegerat würdigt bereits seit mehr als 20 Jahren besondere Persönlichkeiten und Institutionen mit der der höchsten nationalen Auszeichnung im Bereich der Pflege.
In verschiedenen Kategorien werden Persönlichkeiten und Institutionen prämiert, die sich für die Pflege einsetzen und die für die Pflege Stellung beziehen. Ihr Engagement für das Wohl von Pflegenden und Patienten erhält so einen öffentlichen Rahmen und die nötige Wertschätzung. Er betrachtet unterschiedliche Perspektiven herausragender Arbeit in der Pflege, die auf einer separaten Galaveranstaltung besonders gewürdigt werden.

Gewinner 2023:

Initiative „Zukunft Pflegebauernhof“

Das Siegerprojekt setzte sich unter dem Motto „Natürlich Leben auf dem Bauernhof“ gegen 28 Mitbewerber*innen aus ganz Deutschland durch. Überzeugt hatte die Jury vor allem das ganzheitliche und innovative Konzept für ländliche Regionen. Betreuung mit Zugehörigkeit und Sinnhaftigkeit zu verknüpfen, gelingt der Initiative „Zukunft Pflegebauernhof“ aus Rheinland-Pfalz auf natürliche Weise:
Das Konzept schafft Synergien zwischen Mensch, Tier und Natur und bindet hilfebedürftige Menschen in die tägliche Arbeit auf dem Bauernhof ein. So werden innovative Pflegelösungen geschaffen und gleichzeitig ländliche Strukturen gefördert.
Gewinner 2023: Initiative „Zukunft Pflegebauernhof“

Auf dem Pflegebauernhof im Westerwald haben die Bewohner Kontakt zu Natur und Tieren. Bild: Zukunft Pflegebauernhof

Der Pionierbetrieb startete 2011 in Marienrachdorf im Westerwaldkreis. 2021 erhielt die sich bis dahin stetig weiterentwickelnde Idee schließlich ein Konzept und ihren Namen: „Zukunft Pflegebauernhof“. Hier werden aus Krisen Chancen, indem kleinere landwirtschaftliche Betriebe und hilfe- und pflegebedürftige Menschen gegenseitig voneinander profitieren. In zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben Menschen mit und ohne Pflegebedarf mit der Bauernfamilie und ihren Tieren gemeinsam auf einem Hof.
Ermöglicht wird dies u. a. durch die Unterstützung des Pflegedienstes „Natürlich GmbH“, der auf dem Pionierbetrieb in Marienrachdorf rund um die Uhr vor Ort ist und sich auf dieses besondere Konzept spezialisiert hat. Der Pflegedienst wurde vom Projektverantwortlichen Guido Pusch gegründet, nachdem seine Großmutter pflegebedürftig wurde und die Landwirtsfamilie den Hof umbauen ließ.
Der Erfolg ist greifbar: Wohnplätze auf dem Pflegebauernhöfe werden teils schon für zehn Jahre im Voraus angefragt. 20 weitere Projekte entstehen derzeit mit fachlicher Unterstützung durch die Initiative.  Mehr dazu: www.zukunft-pflegebauernhof.de/.

Gewinner 2022:

AWO Erzgebirge „Unner Haamit, unner Ort, unner drhamm“

Der Treff für pflegende Angehörige bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung.

Der Treff für pflegende Angehörige bei einem gemeinsamen Ausflug in die Umgebung.

Im Vergleich aller Bundesländer ist die sächsische Bevölkerung am ältesten. Wie auch am Projektstandort des Preisträgers, der ländlich geprägten Gemeinde Stützengrün im Erzgebirge. Der Anteil teils immobiler, teils alleinlebender Älterer unter den 3.100 Einwohnern nimmt stetig zu. Wie häufig im ländlichen Raum war es für immobile Einwohner schwierig, Alltagsaufgaben zu bewältigen und soziale Kontakte zu pflegen. Seit fünf Jahren kümmert sich das Siegerprojekt „Unner Haamit, unner Ort, unner drhamm“ darum, Lösungen für diese Probleme anzubieten.

2017 gründeten die Gemeinde Stützengrün und die AWO Erzgebirge gGmbH gemeinsam das Projekt. Der Anstoß kam vom Gemeindebürgermeister. Als Träger holte er die örtliche AWO mit ins Boot.

Vor dem Projektstart wurden die Bürgerinnen und Bürger gefragt, was ihnen vor Ort für ein gutes Älterwerden fehlt. Ein Ergebnis war, dass sich viele Senioren einsam fühlen, seit Pandemiebeginn in verstärktem Maße.
Bis heute ist deshalb das Hauptziel des Projekts, soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Außerdem soll den Bürgern unabhängig von ihren Einschränkungen Mitsprache und Mitwirkung ermöglicht werden.
Die Akteure sorgten zuerst für die bislang fehlenden Orte der Begegnung. Bis heute bilden sie das Herzstück des Projekts: Es gibt Seniorentreffs für Ältere, eine niedrigschwellige Betreuungsgruppe, Treffen für Männer und für pflegende Angehörige, Bürger-Arbeitsgruppen, Veranstaltungen und Nachbarschaftshilfekurse.
Zu den wichtigsten Angeboten zählen darüber hinaus Beratung zu Alter, Pflege und Demenz sowie eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Kooperation mit dem Pflegedienst der AWO Erzgebirge gGmbH. Wer Hilfen im Alltag benötigt, wie etwa Begleitung zum Arzt oder beim Spazierengehen, kann sich über eine Kontaktstelle Nachbarschaftshelfende vermitteln lassen.