An der Ruhr-Universität Bochum entwickeln Forscher einen Roboter, der alte und kranke Menschen zu Hause unterstützen soll. Er behält ihre Gemütszustände und ihre körperliche Verfassung im Blick und ruft in kritischen Situationen auch medizinische Hilfe. Zudem ist er mit der Gebäudeautomatisierung verbunden und kann beispielsweise Lichter ein- und ausschalten und Jalousien herunterfahren. Der kleine Roboter soll sich dabei so unaufdringlich wie ein altes Küchenradio in den Alltag integrieren – daher der Projektname RADIO. Die EU fördert die Entwicklung mit etwa 3,8 Millionen Euro für drei Jahre.
Mit Verlaub: Ihr Roboter sieht noch nicht sehr nach einem Roboter aus. Zumindest nicht nach dem gängigen Roboter-Klischee.
Das ist natürlich nur ein Prototyp, den wir noch nicht in einer schönen Version haben, wie Sie ihn später im Laden kaufen können, weil wir täglich Sensoren installieren und Dinge an dem Roboter machen müssen. Tatsächlich sind wir aber auch gerade mit der Entwicklung des Gehäuses beschäftigt.
Wird er am Ende humanoid aussehen?
Nein, auf keinen Fall. Ein Roboter muss das tun können, was Sie von ihm wollen und die Interfaces bereithalten, die man benötigt. Dafür braucht er aber nicht zwangsläufig Arme, Beine und einen Kopf. Unser RADIO-Roboter soll ja auch kein Roboter sein, mit dem Sie sich unterhalten können oder der ein Mensch-Ersatz sein soll. Er soll ein stiller Sensor sein, der für den Pfleger wie für den Patienten bestimmte Services ermöglicht – beispielsweise, dass er im Notfall Pflegepersonal alarmiert.
Das Projekt läuft nun schon zwei Jahre?
Genau. Wir sind jetzt im dritten Jahr und werden von der EU gefördert. Wir sind sehr öffentlich mit unserem Projekt und stellen auf unserer Seite laufend die neuesten Informationen zur Verfügung. Das machen wir, um dem Nutzer zu zeigen, wo der Stand der Technik heute ist und um ihm auch Ängste zu nehmen. Denn wenn jemand im Pflegeheim lebt und hört, dass Robotik ihn in Zukunft unterstützen soll, ist da selbstverständlich erst einmal eine Schwellenangst. Deshalb dokumentieren und veröffentlichen wir auch die Erfahrungen, die Patienten bereits mit diesen Geräten gesammelt haben. Genauso wie die Ergebnisse der klinischen Studien. Zudem werden wir die Roboter in Kürze in Kliniken in Spanien, Italien und Griechenland einsetzen.
Wird er am Ende humanoid aussehen?
Nein, auf keinen Fall. Ein Roboter muss das tun können, was Sie von ihm wollen und die Interfaces bereithalten, die man benötigt. Dafür braucht er aber nicht zwangsläufig Arme, Beine und einen Kopf. Unser RADIO-Roboter soll ja auch kein Roboter sein, mit dem Sie sich unterhalten können oder der ein Mensch-Ersatz sein soll. Er soll ein stiller Sensor sein, der für den Pfleger wie für den Patienten bestimmte Services ermöglicht – beispielsweise, dass er im Notfall Pflegepersonal alarmiert.
Das Projekt läuft nun schon zwei Jahre?
Genau. Wir sind jetzt im dritten Jahr und werden von der EU gefördert. Wir sind sehr öffentlich mit unserem Projekt und stellen auf unserer Seite laufend die neuesten Informationen zur Verfügung. Das machen wir, um dem Nutzer zu zeigen, wo der Stand der Technik heute ist und um ihm auch Ängste zu nehmen. Denn wenn jemand im Pflegeheim lebt und hört, dass Robotik ihn in Zukunft unterstützen soll, ist da selbstverständlich erst einmal eine Schwellenangst. Deshalb dokumentieren und veröffentlichen wir auch die Erfahrungen, die Patienten bereits mit diesen Geräten gesammelt haben. Genauso wie die Ergebnisse der klinischen Studien. Zudem werden wir die Roboter in Kürze in Kliniken in Spanien, Italien und Griechenland einsetzen.
Welche genaue Entlastung bietet RADIO?
RADIO sammelt Daten aus Szenarien. Wir können den Bett-Transfer messen, das Aufstehen, das Loslaufen, das Schlafen, wann jemand seine Pillen nimmt und viele andere Dinge. Das richtet sich beispielsweise an Patienten, die an Demenz erkrankt sind und wodurch wir den Krankheitsfortschritt in den Aktivitäten des täglichen Lebens messen können. Wie sich jemand kleidet, aufsteht und losläuft kann ein Indiz dafür sein, wie eine Krankheit fortschreitet oder sich verbessert. Diese Daten können aber nur erhoben werden, wenn sie 24 Stunden am Tag aufgezeichnet werden. Es kann aber kein Pfleger rund um die Uhr bei jemanden sein, beobachten und alles dokumentieren.
Dann ist also immer ein Roboter für einen Patienten zuständig?
Im Moment machen wir die Eins-zu-Eins-Betreuung. In der Zukunft könnten sich eventuell auch mehrere Patienten einen Roboter teilen. Aber wir sind gleichzeitig bestrebt, die Kosten für einen solchen Roboter sehr, sehr niedrig zu halten. Wir reden von unter 1.000 Euro pro Gerät.
Unter 1.000 Euro? Das kostet ja quasi so viel wie ein iPhone.
Ja, und deswegen könnten wir uns die Eins-zu-Eins-Unterstützung am Ende doch leisten.
Als Laie würde ich sagen, dass die Technik und die Sensoren in einem solchen Roboter im Grunde die gleichen sind wie in einem Smartphone.
Es ist schon noch ein bisschen mehr. Es sind sehr diffizile Aufgaben der Signalverarbeitung und der Bildanalyse. Unsere Roboter laufen zehn Stunden am Stück bei voller Rechenleistung und können Bilder sehend analysieren. Das ist sehr aufwändig. Wenn Sie das mit Ihrem Smartphone machen, wäre es nach einer halben Stunde aus. Wir wollen alles auf dem Roboter selbst berechnen, wir schicken nichts in die Cloud und damit nach außerhalb. Die Daten der Kamera dürfen niemals irgendwo landen, wo wir sie nicht haben möchten.
Die japanische Gesellschaft geht ganz anders, weniger skeptisch mit Robotern um.
Ich glaube, dass dort früher damit begonnen wurde. Ich stelle das ja auch bei uns fest: Wenn Sie hier jemandem „Roboter“ sagen, haben sie direkt das Bild „Kopf, Arme, Beine“ im Sinn und haben vielleicht mal einen Film gesehen, in dem der Roboter aggressiv wird. Ich denke mal, das wird sich auch hier ändern. Bei RADIO machen wir die Erfahrung, dass viele ältere Menschen am Anfang Skepsis zeigen und dann eine hohe Akzeptanz entwickeln. Viele haben Angst, dass sie ihren Roboter nach Projektende wieder zurückgeben müssen – weil sie sich sicher fühlen. Da findet ein Umdenken statt. Der Grund, warum wir unser Projekt RADIO genannt haben ist der, dass der Roboter einmal so normal werden soll wie früher die Küchenradios in jeder Küche. In Japan gibt es eine andere Kultur. Dort gibt es ja schon Roboter, die Menschen herumtragen und aus dem Bett oder der Badewanne heben. Das ist bei uns im Moment undenkbar.
Nicht aus technischen, sondern aus ethischen Gründen.
Ja, aus ethischen Gründen. Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, dass Roboter Menschen ersetzen sollten. Ich denke, man sollte Technik ergänzend nutzen, um Dinge zu tun, die Menschen nur schwer tun können. Es ist klar, dass wir einen Pflegenotstand und nicht genügend Pflegepersonal haben für die Menschen, die Pflege brauchen. Deshalb sollten wir IT und unsere elektronischen Systeme nutzen, um dieses Delta zu schließen. Ich weiß nur nicht, ob wir Roboter brauchen, die Menschen durch die Gegend tragen.
Welche Daten bekommt das Pflegepersonal durch den Roboter denn, die Sie vorher nicht hatten?
Zum Beispiel wann Medikamente genommen werden. Oder wie lange geschlafen und wann aufgestanden wurde. Sie möchten vielleicht auch Informationen darüber haben, wie Gemütszustände verlaufen, also Traurigkeit und Freude. Wann zieht sich jemand an. Findet das morgens statt oder eher mittags. Sie wollen solche Erfahrungswerte haben und das können Sie nicht herauskriegen, wenn Sie nicht irgendeine Methodik dafür haben. Eine andere Sachen: Heute funktioniert noch sehr viel über diese Kladden, die das Pflegepersonal mit sich führt und in das es Informationen einträgt. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Das wollen wir auch automatisieren, um den Informationsfluss besser zu gestalten, zum Beispiel beim Schichtwechsel und in der Urlaubsphase. Wir wollen keinesfalls besser sein als das Pflegepersonal oder es gar ersetzen. Wir wollen die Zustände verbessern, damit auch das Pflegepersonal einen Nutzen davon hat und sich beispielsweise die Zeit besser einteilen kann, um mit Patienten zusammen zu sein.
Ich glaube, dass dort früher damit begonnen wurde. Ich stelle das ja auch bei uns fest: Wenn Sie hier jemandem „Roboter“ sagen, haben sie direkt das Bild „Kopf, Arme, Beine“ im Sinn und haben vielleicht mal einen Film gesehen, in dem der Roboter aggressiv wird. Ich denke mal, das wird sich auch hier ändern. Bei RADIO machen wir die Erfahrung, dass viele ältere Menschen am Anfang Skepsis zeigen und dann eine hohe Akzeptanz entwickeln. Viele haben Angst, dass sie ihren Roboter nach Projektende wieder zurückgeben müssen – weil sie sich sicher fühlen. Da findet ein Umdenken statt. Der Grund, warum wir unser Projekt RADIO genannt haben ist der, dass der Roboter einmal so normal werden soll wie früher die Küchenradios in jeder Küche. In Japan gibt es eine andere Kultur. Dort gibt es ja schon Roboter, die Menschen herumtragen und aus dem Bett oder der Badewanne heben. Das ist bei uns im Moment undenkbar.
Nicht aus technischen, sondern aus ethischen Gründen.
Ja, aus ethischen Gründen. Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, dass Roboter Menschen ersetzen sollten. Ich denke, man sollte Technik ergänzend nutzen, um Dinge zu tun, die Menschen nur schwer tun können. Es ist klar, dass wir einen Pflegenotstand und nicht genügend Pflegepersonal haben für die Menschen, die Pflege brauchen. Deshalb sollten wir IT und unsere elektronischen Systeme nutzen, um dieses Delta zu schließen. Ich weiß nur nicht, ob wir Roboter brauchen, die Menschen durch die Gegend tragen.
Welche Daten bekommt das Pflegepersonal durch den Roboter denn, die Sie vorher nicht hatten?
Zum Beispiel wann Medikamente genommen werden. Oder wie lange geschlafen und wann aufgestanden wurde. Sie möchten vielleicht auch Informationen darüber haben, wie Gemütszustände verlaufen, also Traurigkeit und Freude. Wann zieht sich jemand an. Findet das morgens statt oder eher mittags. Sie wollen solche Erfahrungswerte haben und das können Sie nicht herauskriegen, wenn Sie nicht irgendeine Methodik dafür haben. Eine andere Sachen: Heute funktioniert noch sehr viel über diese Kladden, die das Pflegepersonal mit sich führt und in das es Informationen einträgt. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Das wollen wir auch automatisieren, um den Informationsfluss besser zu gestalten, zum Beispiel beim Schichtwechsel und in der Urlaubsphase. Wir wollen keinesfalls besser sein als das Pflegepersonal oder es gar ersetzen. Wir wollen die Zustände verbessern, damit auch das Pflegepersonal einen Nutzen davon hat und sich beispielsweise die Zeit besser einteilen kann, um mit Patienten zusammen zu sein.