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Reise-Hepatitis

Hepatitis A als unerwünschtes Urlaubs­souvenir

 Lesezeit: 6 Minuten

 

Hepatitis A ist eine virale Infektionskrankheit, die eine Leberentzündung auslöst. Sie ist vor allem in warmen tropischen Ländern mit niedrigen Hygienestandards verbreitet. Auch wer Urlaub am Mittelmeer macht, ist nicht vor den Erregern gefeit.

Als Paul W. sich mit seiner neuen Freundin fürs Inselhopping auf den Kykladen ins Flugzeug setzt, denkt er an unbeschwerte Tage, Tauchgänge und fangfrischen Fisch – nicht aber an eine Impfung gegen Hepatitis A. Für welche Reisegebiete diese empfohlen ist, wie Sie eine Infektion erkennen und wie Sie die Weitergabe des Virus vermeiden, lesen Sie hier. 

Hepatitis A
Veröffentlicht am 26.05.2023

Hepatitis A: Schalentiere sind häufige Infektions­quelle

Ein Teller voller Muscheln in der Lieblingstaverne am letzten Abend – auf dieses kulinarische Highlight hatte sich Paul W. besonders gefreut. Vermutlich war ausgerechnet dieses Abschiedsabendessen die Ursache für das ungeliebte Souvenir: Zwei Wochen nach dem Urlaub fühlt sich Paul, als ob er gerade eine Magen-Darm-Grippe ausbrütet. Auch die Gelenke schmerzen.
Noch ahnt Paul nicht, dass hinter seinen Symptomen und der erhöhten Temperatur eine Hepatitis-A-Infektion steckt. Er konsultiert seine Hausärztin. Sie tippt auf Reise-Hepatitis, dabei können zwischen Ansteckung und ersten Krankheitsanzeichen auch größere Zeiträume liegen: Laut RKI beträgt die durchschnittliche Inkubationszeit 25 bis 30 Tage.
Der Verdacht der Ärztin bestätigt sich nach einer Blut- und Urinprobe. Die Ultraschalluntersuchung zeigt zudem: Die Leber ist leicht vergrößert.

Typische Symptome der Virus­erkrankung

  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Durchfallsymptome
  • Druckschmerzen im rechten Oberbauch
  • Gelbfärbung Haut und Bindehaut
  • dunkler Urin
  • blasser Stuhl
  • starker Juckreiz
  • Lebervergrößerung

Diagnostik Hepatitis A

  • Stuhlprobe
  • Blutprobe (Leberwerte weisen die Entzündung nach und Antikörper die Infektion)
  • Ultraschall
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Was ist Hepatitis A?

Hepatitis A ist eine Erkrankung der Leber. Die Viren dringen in die Leberzellen ein. Das Immunsystem bekämpft die Erreger mit einer Entzündung. Daraufhin entwickelt der Körper die typischen Symptome wie Krankheitsgefühl und Magen-Darm-Beschwerden. Im weiteren Verlauf können sich die Augäpfel und Haut vorübergehend gelb färben.
Die Ursache: Vermehrt abgestorbene rote Blutkörperchen werden von der Leber abgebaut. Das erkrankte Organ produziert als Abbauprodukt den Farbstoff Bilirubin im Übermaß. Dieses lagert sich ins Gewebe ein.
Hepatitis Funktionen der Leber

Reise-Hepatitis in fast 50 Prozent der Fälle

Jährlich werden in Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium 1.000 bis 1.500 Hepatitis-A-Fälle registriert. Wie Paul W. bringen ca. 40 bis 50 Prozent der Erkrankten die Virusinfektion aus fernen Ländern mit – daher wird die Infektion umgangssprachlich auch als Reise-Hepatitis bezeichnet.
Bei kürzeren Aufenthalten treten die Symptome erst nach der Rückkehr auf. Viele akute Erkrankungen mit kürzerer Inkubationszeit zeigen sich bereits im Urlaub. Ein Krankenschutz im Ausland, wie die  UKV-Auslandskrankenversicherung, sichert Reisende ab, wenn der Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus nötig ist. Mit dem Notfall-ambulant-Assistenten (enthalten im UKV-Travel-Paket und der Jahres-Rücktrittsversicherung) steht akut Erkrankten Unterstützung bei der Suche nach einer Praxis und zum besseren Verständnis der Diagnose zur Seite.
Wer sich stationär behandeln muss, findet im Angebot des Notfall-Stationär-Assistenten Hilfe rund um die Krankenhaussuche und beispielsweise bei der Betreuung der mitreisenden Kinder.

Eine spezifische Behandlung gibt es nicht

Paul W. erfährt im Sprechzimmer: Nur seine Symptome können behandelt werden. Gegen Hepatitis A gibt es keine Medikamente. Im Gegenteil: Er sollte er während seiner Erkrankung beispielsweise kein leberbelastendes Paracetamol einnehmen.
Die Ärztin rät ihm, sich zu schonen und auf fettige Lebensmittel und Genussmittel wie Alkohol zu verzichten. Außerdem bereitet sie ihn darauf vor, dass die Genesungsphase bis zu vier Wochen andauern kann.
Schon jetzt muss Paul einen Städtetrip absagen und verpasst damit den Junggesellenabschied seines besten Freundes: Die Kosten für das Hotelzimmer erhält er dank seiner  Reiserücktrittsversicherung der UKV> zurück.

Tödliches Leberversagen ist selten

In den meisten Fällen heilt die Infektion folgenlos aus: Schwere Verläufe und Todesfälle sind selten und häufig mit einer Vorerkrankung oder fortgeschrittenem Lebensalter verbunden, eine chronische Form gibt es nicht.
Am ansteckendsten ist die Krankheit vor dem Auftreten der Symptome. So kommt es leicht zu Ausbrüchen im näheren sozialen Umfeld. In Deutschland sind ebenso wie in anderen Ländern mit hohen Hygienestandards wenige Menschen immun, weil Infektionen so selten sind.
In Entwicklungsländern erkranken nahezu alle Einwohner*innen bereits im Kindes- und Jugendalter.

Hepatitis A: Wie Menschen sich anstecken

Hepatitis-A-Erkrankte scheiden den Erreger über den Darm aus. Nach überstandener Infektion sind sie lebenslang immun.
Die Übertragung erfolgt in der Regel über Kontakt- und Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch oder über kontaminierte Lebensmittel und Wasser – besonders häufig in Ländern mit eher niedrigen Hygienestandards.
Auch Sexualkontakte (insbesondere zwischen Männern) zählen den Übertragungswegen. Kondome verringern das Risiko sich zu infizieren kaum.
zitat-Dr-Eickhoff
„Da Hepatitis A hauptsächlich durch den oralen Kontakt mit Fäkalien übertragen wird, ist die Einhaltung von Hygienebedingungen, z. B. nur abgekochtes Wasser trinken, kein frisches Obst essen, die beste Vorbeugung.“
- PD Dr. Eickhoff

Diese Lebensmittel bergen im Urlaub hohe Risiken


Die Hepatitis-A-Viren sind äußerst umweltstabil – Hitze oder Gefrieren tötet sie nicht in jedem Fall sicher ab. Von rohem Fisch, Fleisch, Salat und Gemüse geht daher ein erhöhtes Risiko aus.
Die Gründe: Obst und Gemüse wurden möglicherweise mit Fäkalien gedüngt. Auch das Wasser, mit dem Lebensmittel gewaschen werden, kann verunreinigt sein.

Reise-Empfehlungen:

  • Meeresfrüchte, Muscheln und Austern meiden (auch gegrillt oder gekocht bleibt ein Risiko)
  • Gemüse und Obst mit abgepacktem Wasser waschen und selbst geschält verzehren
  • Keine Rohkost im Restaurant bestellen
  • Auf Eiswürfel und mit Wasser verdünnte Getränke verzichten

Wer braucht eine Hepatitis-A-­Impfung?

Reisende in Hepatitis-A-Risikoländer können sich mit einer Impfung vor Hepatitis A schützen. „Ich empfehle, sich frühzeitig während Reiseplanung zu informieren, in welchen Gebieten Hepatitis A verbreitet ist bzw. eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht“, so PD Dr. med. Axel Eickhoff, Chefarzt für Gastroenterologie, Diabetologie und Infektiologie im Klinikum Hanau.
Last-Minute-Reisende können sich zwar auch noch am Tag der Abreise impfen lassen. Allerdings hat sich der Impfschutz erst etwa ab dem zehnten Tag nach der Impfung aufgebaut. Insofern ist bei Reisen in Risikogebiete für möglichst sicheren Schutz etwas Vorlauf nötig.
„Wenn die erste Impfung mindestens zwei Wochen vor der Reise erfolgt, besteht bereits ein gewisser Schutz. Ein vollständiger Schutz ist erst nach der zweiten Impfung gegeben. Diese erfolgt im Abstand von 18 Monaten zur ersten Impfung“, so der Experte.
Obwohl die Erkrankung bei Kindern häufig symptomlos oder sehr mild verläuft, kann die Impfung von jungen Menschen unter zehn Jahren sinnvoll sein, um beispielsweise Ausbrüche im Kindergarten zu verhindern. Das Kosten-Nutzen-Risiko sollte individuell ermittelt werden. „Kinder werden in der Regel im ersten Lebensjahr gegen Hepatitis A geimpft“, erklärt PD Dr. med. Eickhoff.
Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Hepatitis-A-Impfung unter anderem außerdem für: 
  • Personen mit Lebererkrankungen
  • Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung
  • Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen (z. B. bei Hämophilie)
  • Bewohner von psychiatrischen oder vergleichbaren Fürsorgeeinrichtungen

Wie lange schützt die Impfung?

Eine Impfung immunisiert anders als die durchlebte Erkrankung Studien zufolge nicht grundsätzlich lebenslang, aber für einen langen Zeitraum:
Untersuchungen belegen eine Schutzdauer von mindestens zehn Jahren. Wissenschaftliche Hochrechnungen deuten laut RKI auf 30 bis 40 Jahre bei mehr als 90 Prozent von Proband*innen hin. 

Wer zahlt die Hepatitis-A-­Impfung?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Hepatitis-A-Impfung nicht generell bei Auslandsaufenthalten, sondern nur für Risikogebiete. Einige Krankenkassen übernehmen dann die Impfkosten bei Reisen mit erhöhter Infektionswahrscheinlichkeit.
Die Kosten für den Impfstoff unterscheiden sich je nach Hersteller. Sie liegen im Durchschnitt bei etwa 50 Euro, die zusätzlichen Arztkosten bei 10 bis zwanzig Euro. Eine Zusatzversicherung, wie z. B. die Vorsorge-Versicherung der UKV, übernimmt die Kosten für Schutzimpfungen und Reise-Schutzimpfungen – also auch die Kosten für die Hepatitis-A-Impfung.

Länder mit hohem Hepatitis-A-­Risiko

  • Mittel- und Südamerika
  • Afrika
  • Südostasien
  • Russland
  • der Nahe Osten
  • der außereuropäische Mittelmeerraum
  • einige europäische Länder wie beispielsweise Marokko, Türkei, Pakistan, Ägypten, Indien
zitat-Dr-Eickhoff
„Eine Impfung für den Familienurlaub im Mittelmeerraum ist aufgrund des eher niedrigen Risikos nicht unbedingt notwendig.“
– PD Dr. med. Axel Eickhoff

Weitergabe von Hepatitis A verhindern

Noch bis zu einer Woche nach Auftreten der Symptome gilt Paul W. als hochansteckend. Auch wenn er seine neue Freundin vor dem Urlaub gerne bekocht hat: Auf die Zubereitung von Speisen für andere verzichtet er sicherheitshalber, bis er sich wieder komplett gesund fühlt.
Beide wohnen nicht zusammen und können für die nächste Zeit auf Abstand gehen. Paul sieht seine Erkrankung pragmatisch: Er fühlt sich schnell wieder fit und telefoniert jeden Tag mit seiner Freundin.
Gemeinsam schwelgen sie in Urlaubserinnerungen. Paul freut sich schon auf die nächste Muschelportion mit Blick aufs Meer. Gegen Hepatitis A ist er schließlich immun – und seine Freundin hat schon einen Impftermin vereinbart.

Maßnahmen, wenn Infizierte nicht alleine wohnen

  • Nutzung einer separaten Toilette
  • Verwendung eines Desinfektionsmittels für Flächen und Hände – nach dem Toilettengang sowie vor dem Zubereiten von Speisen und vor dem Essen
  • 60 Grad-Wäsche im Vollwaschprogramm für Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche
Für Menschen, die mit dem Infizierten zusammenleben, ist die nachträgliche Impfung der beste Schutz: Innerhalb von sieben Tagen nach dem Kontakt mit dem Erreger kann die Immunisierung einen Ausbruch der Krankheit noch verhindern oder zumindest die Symptome abschwächen. 

Hepatitis A – ein Überblick

Rundum abgesichert den Urlaub genießen!

Die Auslandsreise-Krankenversicherung kann einmalig abgeschlossen werden, also für einen bestimmten Urlaub. Aber auch als Dauerpolice, um das ganze Jahr entspannt und sorgenfrei verreisen zu können. Damit gedanklich der Urlaub schon vor dem Urlaub anfangen kann.

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