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Teure Pflege
Ist Pflege in Heimen noch bezahlbar?
- Heime erhöhen ihre Preise, um Personal einstellen zu können
- Entlohnung von Altenpflege und Krankenpflege
- Das Konzept der Pflegefinanzierung befindet sich im Wandel
- Zahlen und Fakten zur Pflege und zu Pflegekosten in Deutschland
- Gute und bezahlbare Pflege betrifft jeden
- Finanzielle Unterstützung für die Pflege
- Heime erhöhen ihre Preise, um Personal einstellen zu können
- Entlohnung von Altenpflege und Krankenpflege
- Das Konzept der Pflegefinanzierung befindet sich im Wandel
- Zahlen und Fakten zur Pflege und zu Pflegekosten in Deutschland
- Gute und bezahlbare Pflege betrifft jeden
- Finanzielle Unterstützung für die Pflege
Für die Finanzierung einer menschenwürdigen Pflege in Heimen soll eigentlich die gesetzliche Pflegeversicherung sorgen. Doch deren Zuschüsse reichen oft nicht aus, um die sich jährlich erhöhenden Kosten für Pflegeheimplätze zu decken. Pflegebedürftige und deren Angehörige müssen darum oft selbst tief in die Tasche greifen. Hinzu kommt der Mangel an Pflegekräften. Die Kosten für Pflegeheimplätze zu erhöhen ist daher eine notwendige Reaktion, um das Pflegepersonal besser entlohnen zu können.
Der Vater von Heike M. ist dement und wurde in den Pflegegrad fünf eingestuft. Untergebracht hat ihn Heike M. in einem Pflegeheim in der Nähe ihrer Arbeit, damit sie ihn dreimal die Woche besuchen kann. Ihre Geschwister drängen jedoch, dass der Vater in ein günstigeres Pflegeheim umzieht – die seien genauso gut wie die teuren. Das nächste passende Pflegeheim liegt allerdings fast eine Stunde Fahrtzeit entfernt, Heike M. könnte ihren Vater nicht mehr so oft besuchen. Ende letzten Jahres wurde der Heimplatz des Vaters um fast 400 Euro teurer und die Forderung der Geschwister dringlicher.
Ähnlich ist die Lage im Fall von Herbert N.: Er hat sein Leben lang gespart, um sich im Ruhestand mit seiner Frau ein schönes Leben machen zu können. Vor vier Jahren musste seine Frau wegen ihrer Demenz in die vollstationäre Pflege. Dann kam 2019 der Schock: Das Heim wollte zwei neue Pflegefachkräfte einstellen, ein Heimplatz kostete infolgedessen 540 Euro mehr pro Monat. Das Ersparte von Herbert N. ist dadurch bald aufgebraucht. Das Sozialamt könnte ihm helfen, doch „betteln gehen“, so sagt er, will Herbert N. nicht.
Heime erhöhen ihre Preise, um Personal einstellen und bezahlen zu können
Wie Heike M. und Herbert N. geht es vielen Pflegebedürftigen und Angehörigen in Deutschland: Die Kosten für Heimplätze steigen von Jahr zu Jahr. Manch einer gerät dadurch in finanzielle Bedrängnis. Um diesen Engpässen entgegenzuwirken, wurde vor 25 Jahren die gesetzliche Pflegeversicherung eingesetzt. Diese ist eine Teilversicherung, welche die Kosten nur bis zu einer bestimmten Summe übernimmt. Darin liegt ein Problem: Der Zuschuss ist ein fixer Betrag, der seit 2017 nicht mehr angehoben wurde. Alle Preiserhöhungen, die ein Pflegeheim vornimmt, fallen als Eigenanteil für den Pflegebedürftigen an. Derzeit liegt der durchschnittliche Eigenanteil bei knapp 1.900 Euro – eine Summe, die viele Betroffene allein mit ihrer Rente nicht stemmen können.
Ende des Jahres 2019 betrug die Preiserhöhung von Heimplätzen 200 bis 600 Euro im Monat pro Bewohner. Ein Teil der Heimkosten entsteht durch Erneuerungen am Gebäude oder Anschaffungen, wie zum Beispiel neue Möbel oder ein neuer Fußboden. Ein anderer Teil wandert in die Verpflegung, viele Pflegeheime haben eine eigene Küche mit angestellten Köchen. Den größten Teil bekommt die Pflege: Etwa 70% der Heimkosten werden als Löhne an das Pflegepersonal gezahlt. Das ist auch nötig: Seit Jahren echot durch die Medien, dass zu wenige Pflegekräfte in Heimen tätig sind.
Unterschiede in der Entlohnung von Altenpflege und Krankenpflege
Als ambulanter Pfleger verdiene man in aller Regel auch nicht mehr, allerdings sei die Arbeit stressfreier und die Belastung nicht vergleichbar mit der Arbeit im Heim. Überhaupt müsse der Beruf des Pflegers finanziell attraktiver gestaltet werden, damit vor allem junge Menschen diesen Berufszweig wählen, meint Leonard C. Nach der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft können die Berufsanfänger heute entscheiden, ob sie im Pflegeheim oder im Krankenhaus arbeiten. Im Krankenhaus lassen sich derzeit 500 bis 600 Euro monatlich mehr verdienen. Heime müssen daher die Einnahmen erhöhen, um in der Arbeitswelt Schritt halten zu können. Aber wie lange kann das gut gehen, wenn die Pflegebedürftigen für diese Mehrkosten aufkommen müssen?
Das Konzept der Pflegefinanzierung befindet sich im Wandel
Derzeit wird ein neuer Finanzierungsansatz in der Politik diskutiert: Der Sockel-Spitze-Tausch, entwickelt von Prof. Dr. Heinz Rothgang, Gesundheitsökonom und Professor an der Universität Bremen für die Initiative Pro Pflegereform. Demnach solle nicht länger derjenige Anteil fix sein, den die gesetzliche Pflegeversicherung bezahle, sondern der Eigenanteil der Pflegebedürftigen. Alles, was über diesen fixen Betrag hinausginge, um die Pflegeleistungen zu bezahlen, würde die Pflegeversicherung tragen. „Dann wüsste jeder Bürger genau, welche Pflegekosten im Alter noch privat zu stemmen wären. Und die private Versicherungswirtschaft übrigens auch“, sagt Pflegemanagement-Professor Hallensleben.
Zahlen und Fakten zur Pflege und zu Pflegekosten in Deutschland
- In Deutschland gibt es 3,7 Millionen pflegebedürftige Menschen.
- 2,9 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause gepflegt.
- 800.000 Pflegebedürftige leben in Pflegeheimen.
- Laut Prognosen des Bundesgesundheitsministeriums wird die Zahl der Pflegebedürftigen, die im Pflegeheim leben, bis 2050 auf insgesamt 1,25 Millionen Menschen ansteigen (Anstieg um ca. 60%).
- Der Bundesdurchschnitt des Eigenanteils an den Pflegekosten beträgt 1.927 Euro.
Der höchste durchschnittliche Eigenanteil wird in Nordrhein-Westfalen bezahlt: 2.337 Euro.
Der niedrigste durchschnittliche Eigenanteil wird in Sachsen-Anhalt bezahlt: 1.325 Euro. - 17% der Deutschen zwischen 75 und 85 Jahren leben in Pflegeheimen,
45% der Deutschen zwischen 85 und 90 Jahren leben in Pflegeheimen,
71% der Deutschen ab einem Alter von 90 Jahren leben in Pflegeheimen. - In Deutschland gibt es 14.500 Pflegeheime.
- Knapp 765.000 Menschen sind in Pflegeheimen angestellt.
- Seit 2001 eröffnen in Deutschland alle zwei Jahre 600 bis 900 neue Pflegeheime.
- 2018 investierten die Pflegekassen insgesamt 14,8 Milliarden Euro in Pflegebedürftige, die in Heimen untergebracht sind.
Gute und bezahlbare Pflege betrifft jeden
Auch Pfleger Leonard C. hofft auf einen systematischen Wandel in der Pflege. „Ich denke, dass durch Corona die Politik aufgewacht ist und verstanden hat, dass sie Geld ins Gesundheitswesen investieren muss.“ Das allein ist ein Anfang, langfristig wird eine tiefgreifende Veränderung in der Heimpflege notwendig sein. Das heißt: Es müssen auch Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die Berufsanfängern eine Karriere in der Pflege schmackhaft machen. Die Menschen werden heute älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt: Für das Jahr 2050 werden schätzungsweise 1,25 Millionen Menschen in Pflegeheimen wohnen – eine Steigerung von 60% im Vergleich zu heute. Eine Menge an Personal, die dieser Herausforderung gewachsen ist – und das zu einer gewissen Qualität und zu guten Bedingungen –, muss das langfristige Ziel sein. „Es geht um eine gute und bezahlbare Pflege“, hält Pfleger Leonard C. fest. „Und die betrifft letztendlich jeden.“
Finanzielle Unterstützung für die Pflege
Zwar hilft die gesetzliche Pflegeversicherung bei der Finanzierung der Pflege, doch sie übernimmt nur einen Teil der Gesamtkosten. Das können Sie tun, um die Finanzlücke zu schließen:
Pflegezusatzversicherung abschließen
Die zu zahlenden Kosten für eine Pflegezusatzversicherung hängen von Ihrem Alter und Ihrem Gesundheitszustand bei Abschluss der Versicherung ab. Prinzipiell gilt: Die Pflegezusatzversicherung ist eine Risikoversicherung. Sie bekommen Ihr Geld nicht zurück, sollten Sie nicht pflegebedürftig werden. Grundsätzlich gibt es drei Versicherungsarten, um die finanziellen Risiken der Pflege abzusichern: die Pflegetagegeldversicherung, die Pflegekostenversicherung und die Pflegerentenversicherung. Berechnen Sie jetzt, wie viel Sie für eine Pflegezusatzversicherung zahlen würden.
Hilfe zur Pflege vom Sozialamt
Sollten Sie den Eigenanteil Ihrer Pflege nicht allein stemmen können, haben Sie ein Recht auf Sozialhilfe. Dazu darf Ihr Vermögen die Summe von 5.000 Euro nicht überschreiten. Auch Personen, die keinen Anspruch auf eine gesetzliche Pflegeversicherung haben, können „Hilfe zur Pflege“ beantragen.
Geld anlegen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, für die Pflege vorzusorgen. Zur Orientierung hilft es zu wissen, wie hoch ungefähr Ihre Rentenansprüche sind. Hilfreich ist auch eine Investition in eine Lebens- oder Rentenversicherung. Das eigene Ersparte können Sie außerdem frühzeitig anlegen und über einen längeren Zeitraum von den Zinsen profitieren.
Pflegeberatung
Hilfe leisten diverse Beratungsstellen vor Ort oder auch telefonisch. UKV-Kunden mit einer privaten Pflegezusatzversicherung (PflegePRIVAT Premium oder PflegePRIVAT Premium Plus) können außerdem den PflegePartner der Union Krankenversicherung nutzen. Unsere fachkundigen Berater stehen Ihnen im Pflegefall bei der Organisation und als Ansprechpartner für alle Fragen zur Seite.
*Name von der Redaktion geändert
Veröffentlicht am 03.08.2020
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