Leben mit MS bedeutet einen Umgang mit der Angst zu finden
Bis Samira mit der Krankheit umgehen konnte, brauchte es zwei Jahre. Erst, als sie sich klar machte, dass bisher nichts Schlimmes passiert war, fing sie an, ihre MS-Erkrankung in die Hand zu nehmen. „Es war reine Kopfsache, bestimmt von Angst“, sagt sie heute. Das Gefühl der Angst hält sie für gut und wichtig, man müsse lernen, mit der Angst zu leben. Heute empfiehlt sie, nicht nur einen Arzt aufzusuchen, sondern sich von mehreren Seiten beraten zu lassen. Die Haltung gegenüber der Krankheit müsse man erst lernen, weshalb sie gleichzeitig rät: „Lass‘ dich nicht verrückt machen!“.
Die Symptome von Multipler Sklerose, kurz MS, starten meistens mit einer klar umrissenen Funktionsstörung, beispielsweise des Sehsinns oder der Gefühlsempfindungen. Danach kommen die Symptome meist in Schüben. Das heißt, für einen Zeitraum von einigen Tagen bis wenigen Wochen kommen Symptome auf, die sich dann vollständig oder unvollständig zurückbilden. Je länger die Krankheit andauert, desto eher kann es zu bleibenden neurologischen Schäden kommen. Die Lebenserwartung verkürzen kann aber nur eine sehr seltene Variante von MS.
Dennoch: Viele MS-Patienten haben nicht wie Samira das Glück eines milden Krankheitsverlaufs. Es kann zu einer zunehmenden Pflegebedürftigkeit kommen, immer weniger Möglichkeit zur selbständigen Lebensführung. Häufig sind Bewegungseinschränkungen, die manche Erkrankte in den Rollstuhl bringen. Auch zu Sprechproblemen kann es kommen oder der sogenannten Fatigue, einer akuten Erschöpfung ohne vorhergegangene Anstrengung.
Nicht zu unterschätzen sind darüber hinaus die psychischen Auswirkungen. Wie bei allen chronischen Erkrankungen können Beziehungen leiden, Freunde wenden sich ab, weil die Betroffenen nicht mehr an gemeinsamen Tätigkeiten teilnehmen können. Partnerschaften kann die Krankheit auf eine schwere Probe stellen. Immer wieder wird auch von Persönlichkeitsveränderungen der Erkrankten berichtet.