Wie kann man einen solchen Umgang beibringen?
Es gibt dazu verschiedene therapeutische Ansätze, etwa die sogenannte Milieutherapie, die Anleitung für soziale Interaktion gibt, die emotionale Situation des Patienten klarmacht und Hinweise zur Gestaltung der Umgebung liefert. Ein weiterer Ansatz, der auf eine Verbesserung der Kommunikation abzielt, stammt von Naomi Feil und nennt sich Validation. Das bedeutet in erster Linie: Bestätigung. Es geht darum, dem Patienten in seiner Wahrnehmung der Welt zu begegnen. Denn ein Demenzpatient kann bestimmte Dinge nicht mehr, kann sich nicht erinnern, weil das dafür zuständige Gehirnareal vom Krankheitsprozess betroffen ist. Hierbei können zum einen neue Informationen nicht mehr abgerufen werden, aber auch fehlende Erinnerungen werden durch falsche ersetzt. Das lässt sich an einem Beispiel gut erklären. Ein Patient könnte beispielsweise fragen: „Wann kommt denn die Rosemarie vorbei?“ Als Angehöriger oder Pfleger weiß man aber: Rosemarie ist seit zehn Jahren tot. Wenn man daraufhin korrigiert und erklärt, dass Rosemarie tot ist, dann ist das ein bisschen so, als würde ich Ihnen ein Video zeigen, in dem Sie gegen Angelique Kerber ein Tennismatch gewinnen. Sie hätten dann vermutlich auch das Gefühl wahnsinnig zu werden, weil Sie sicher sind, dass nicht passiert ist, was im Video zu sehen ist. So ähnlich stellt sich Naomi Feil das mit den Demenzpatienten vor. Die können sich nicht erinnern, sind von den falschen Erinnerungen überzeugt und reagieren bei Korrektur unruhig, frustriert, bis hin zu aggressiv. Also schlägt sie vor, die Patienten in ihrer Wahrnehmung zu validieren. Das heißt, sich hineinzudenken in die Welt des Patienten. Um beim Beispiel zu bleiben, könnte man die Frage stellen: „Wie war es denn gestern mit Rosemarie?“ So kann man dem emotionalen Ausdruck auf die Spur kommen. Vielleicht hat der Patient eine Sehnsucht nach etwas Bekanntem? Es gilt, das hinter der Aussage liegende Bedürfnis herauszufinden. Ein solcher Umgang hat einen positiven Effekt auf Verhaltenssymptome bei Demenzpatienten.