Den Papierkrieg bändigen
Meist geht es erstmal um Papierkrieg. Pflege ist ein Wirrwarr aus Gesetzen und Verordnungen, aus Formularen, Klauseln, Anträgen und Ansprüchen. „Ich sehe mich da vor allem als Lotsin und begleite die Menschen Schritt für Schritt durch die Organisation der Pflege.“ Wo anfangen? Wie ausfüllen? Mit welcher Priorität? Der Beratungsbedarf sei immens, sagt Lupfer. Ihre Tage verbringt sie zur Hälfte am Schreibtisch, mit Recherchen, Telefonaten, Papierkram. Die andere Hälfte berät sie Kunden vor Ort im vertrauten Umfeld. Dann kann sie auch gleich schauen, ob es vielleicht bauliche Veränderungen braucht, oder ob es gefährliche Stolperfallen im Haus gibt. Wenn sie fertig ist mit Erklären, hört sie manchmal auch einfach nur zu. „Viele reden zum ersten Mal offen über ihre Probleme, manche sind einfach nur überfordert mit der Situation“, sagt sie. Da sei es wichtig, einfach da zu sein. Erst die Empathie, dann die Erstberatung. „Die Unterstützung durch Frau Lupfer war für uns ein echter Glücksfall“, sagt auch Angela Mertens. Gerade am Anfang habe sie sich schwergetan, sich einen Überblick zu verschaffen. Welche Angebote gibt es? Welche Ansprüche haben wir? Drei Monate lang nutzt sie die für Versicherte kostenlose Beratung, mittlerweile findet sie sich selbst zurecht. Seit sie vor einem Jahr zum ersten Mal im Wintergarten des Vaters zusammensaßen, ist viel passiert. Joachim Mertens hat jetzt einen Notrufknopf, den er um das rechte Handgelenk trägt und mit dem er jederzeit Hilfe rufen kann. Einmal in der Woche kommt eine Einkaufshilfe, einmal eine Haushaltshilfe und zweimal eine Duschhilfe bei ihm vorbei. Auch der Mieter aus der Einliegerwohnung schaut regelmäßig nach ihm. „Wir wissen ihn jetzt gut versorgt, auch wenn wir ihn im Alltag nicht selbst unterstützen können“, sagt Angela Mertens. Dass ihr Vater Unterstützung bei allem hat, was er alleine nicht mehr bewältigen kann, gibt ihr ein gutes Gefühl. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie seine Versicherung uns dabei finanziell und organisatorisch unterstützt hat. Sonst wäre das so nicht möglich gewesen.“ An den Wochenenden wechseln sich die Schwestern mit Besuchen bei ihrem Vater ab, unter der Woche rufen sie zweimal am Tag an. Angela morgens, Anja abends. Sie wollen dem Vater nah sein, trotz all der Kilometer. Und wenn er jetzt mal nicht sofort abhebt, dreht sich das Gedankenkarussell nicht gar so schnell.