
Reportage:
Demenz-WG
Ihr Wegweiser durch den Artikel:
Die Selbstständigkeit bewahren
Jeder Bewohner zählt
Raum zum Luftholen
Während Jürgen Hoerner erzählt, taucht eine zierliche Frau vor ihm auf, hakt sich wortlos unter und geht ein paar Schritte mit. Die stille Sophia Neuhaus ist eine besondere Bewohnerin. Nicht ihre Kinder haben sie in die WG gebracht, sondern ihr Ehemann Theo. Am Vormittag war er hier, um nach seiner Frau zu sehen. Sie hat ihn nicht erkannt. Dabei ist ihr gemeinsames Leben noch gar nicht so lange her. Theo erinnert sich noch gut – auch daran, wie die Krankheit langsam begann, am gemeinsamen Lebensabend zu nagen. 2006 diagnostizierten die Ärzte bei der damals 72-Jährigen Alzheimer. „Das Bewusstsein der Perspektivlosigkeit dieser Krankheit war am schlimmsten“, erinnert sich ihr Mann. Keine Heilung, keine Besserung – nur der vorgezeichnete Weg ins Vergessen. Früher sind die beiden viel gereist, haben Museen und Theater besucht. Jetzt wandert Sophia mit lautlosen Schritten und gefalteten Händen über die Flure in der WG, während Theo zu Hause versucht, alleine zurecht zu kommen. „Manchmal fühle ich mich wie ein mentaler Witwer“, sagt er, „meine Frau ist da und fort zugleich.“ Die Demenz-WG aber hat sein Leben erleichtert. Weil er Gleichgesinnte getroffen hat und seine Frau gut aufgehoben weiß. „Demenz schafft eine furchtbare Situation, in die niemand kommen will. Aber in der WG macht man das Beste daraus – das gibt mir inneren Frieden und Raum zum Luftholen.“
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