Mitten auf der Straße steht plötzlich ein Kalb. Wie aus dem Nichts. Für eine Vollbremsung ist es längst zu spät. Andrea Bittner klammert sich an das Lenkrad ihres Wagens. Ihr einziger Gedanke: „Jetzt bloß nicht in die Leitplanke rasen.“ An die Sekunden und Minuten nach dem Aufprall kann sie sich kaum noch erinnern. Rauch, der Airbag, ein junger Mann, der sie aus dem Wagen zieht und zum Seitenstreifen bringt. „Ich stand vollkommen unter Schock“, sagt Andrea Bittner. Sie kommt mit dem Schrecken davon. Zumindest körperlich. Psychisch und emotional hingegen verfolgt sie dieser Tag bis heute. „Es war der Tag, an dem mir erst so richtig bewusst wurde, dass es jeden Moment vorbei sein kann“, sagt die inzwischen 61-Jährige.
Nur wenige Wochen nach dem Unfall entscheidet sich Andrea Bittner vorzusorgen. Für den Ernstfall. Testament, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung – all das will sie nun parat haben. „Für den Fall, dass mein Schutzengel mal nicht rechtzeitig zur Stelle ist“, wie sie selbst sagt. Auch mit ihren Kindern spricht sie über das Thema. „Die haben erst mal abwehrend reagiert. Natürlich ist es nicht schön, sich mit dem Tod der eigenen Eltern auseinanderzusetzen – das verdrängt man gerne.“ Dennoch, so ist die 61-Jährige überzeugt, sollten Tod und Krankheit keine Tabuthemen sein. Für niemanden. „Schließlich können selbst junge Menschen durch einen Unfall plötzlich in eine Situation geraten, in der es wichtig ist, dass Angehörige und Ärzte ihre Wünsche kennen.“