• Bänderris im Urlaub | Gesundheit aktuell - das Gesundheitsmagazin der UKV

    Bänderriss im Urlaub

    Was tun bei Verletzungen im Ausland?

Ob beim Joggen zuhause oder beim Spaziergang im Urlaub: Für einen Bänderriss reicht es, einmal ungünstig zu stolpern. Im Sprunggelenk ist ein Bänderriss am häufigsten. Und auch bei Urlaubern und Reisenden sind solche Sportverletzungen keine Seltenheit. Was tun, wenn man einen Bänderriss auf Reisen erleidet? Wie bekommt man im Reiseland medizinische Hilfe? Wann bricht man die Reise besser ab? Und was kann man tun, um auf Reiseunfälle optimal vorbereitet zu sein?
Zitat: Ich würde gerne erzählen, dass ich Drachen getötet habe. - Alexander Jansen
Alexander Jansen war auf einer Geschäftsreise in Südostasien, als er sich seinen Bänderriss im Sprunggelenk zuzog. „Ich würde gerne erzählen, dass ich Drachen getötet habe“, erzählt der Unternehmensberater, „tatsächlich bin ich aber einfach nur eine Straße in Bangkok entlanggelaufen und habe beim WhatsApp-Nachrichten-Schreiben ein Schlagloch übersehen.“ Als er in diesem unachtsamen Moment im Schlagloch hängen blieb, knickte sein Fuß um 90 Grad um.
Umgeknickt war er schon häufiger, doch diesmal merkte er: „Das hat sich jetzt etwas stärker angefühlt als sonst.“ Er schaffte es, wenn auch unter Schmerzen, zurück in sein Hotel. Dort legte er das Bein hoch und kühlte es den ganzen Nachmittag. Auch wenn die Schwellung nicht besonders stark war, hatte er den Eindruck, dass ein Arzt sich seinen Fuß anschauen sollte: „Leider hatte ich in dem Moment keine Zeit dafür, weil ich meinen Flug nach Ho-Chi-Minh-City kriegen musste“, erzählt Jansen. Als Berater, Trainer und Coach ist er ständig auf Reisen und sollte in der vietnamesischen Stadt am nächsten Tag einen Workshop halten.

Bei Bänderrissen unbedingt zum Arzt gehen

Zitat: Die meisten Vietnamesischen Krankenhäuser dürfen aber aus rechtlichen Gründen keine Ausländer behandeln. - Alexander Jansen
Am dritten Tag nach dem Unfall wurden die Schmerzen unerträglich und er fragte seine vietnamesischen Freunde und Geschäftspartner um Rat. „Die meisten vietnamesischen Krankenhäuser dürfen aber aus rechtlichen Gründen keine Ausländer behandeln“, so Jansen weiter. Schließlich landete er im französischen Krankenhaus in Ho-Chi-Minh-Stadt. In der Notaufnahme untersuchte ihn ein Unfallchirurg, der den Bänderriss feststellte und mit einer Schiene das Fußgelenk ruhigstellte. Zusätzlich bekam Jansen Schmerzmittel sowie ein Antibiotikum, das eine Infektion verhindern sollte. Zwei Tage später bestätigte ein Orthopäde Diagnose und Behandlungsansatz seines Kollegen.
Allein im letzten Jahr war Alexander Jansen sechs Mal beruflich in Südostasien. Als Vielreisender hat ihn die Situation daher nicht aus der Ruhe gebracht, sagt er: „Ich dachte mir, das haben schon andere vor mir geschafft, da werde ich das auch schaffen.“ Sich medizinische Hilfe zu holen, war trotzdem die richtige Entscheidung. In Sachen umknicken gilt: Wer sich unsicher ist, ob eine Verletzung vorliegt, sollte nicht warten, bis er wieder in Deutschland ist, sondern lieber im Reiseland zum Arzt gehen. Die meisten Bänderrisse müssen – wie bei Alexander Jansen – nicht operiert werden und es reicht, eine Schiene zu tragen. Eine Operation ist nur dann nötig, wenn auch Verletzungen am Knochen vorliegen. Ohne Fußschiene mit einem Bänderriss herumzulaufen, ist dagegen keine gute Idee. Nur durch die Ruhigstellung kann das Band wieder richtig zusammenwachsen.

Bänderriss: Die wichtigsten Fakten im Überblick

Was ist ein Bänderriss und wie bekommt man ihn?
  • Die Gelenke im Körper werden durch Bänder zusammengehalten, die überdehnt werden oder sogar reißen können. Dazu kommt es, wenn ein Gelenk stark oder gewaltsam verdreht wird. Zu einem Bänderriss (medizinisch: Bandruptur) im Sprunggelenk kommt es in den meisten Fällen am Außen- bzw. Seitenband. Das Umknicken des Fußes nach innen ist der häufigste Auslöser.
Wie macht sich ein Bänderriss bemerkbar?
  • Ein Bänderriss verursacht starke Schmerzen. Das Gelenk schwillt an und es kann sich ein Bluterguss bilden. Es ist aber bei einem Bänderriss weiter möglich – wenn auch unter Schmerzen – mit dem Fuß aufzutreten.
Was tun bei Verdacht auf Bänderriss?
  • Achtung: Als Laie kann man eine Bänderzerrung nicht von einem Bänderriss unterscheiden. Auch die Intensität der Schmerzen sagt nicht unbedingt etwas über die Schwere der Verletzung aus. Daher befolgen Sie am besten in jedem Fall diese Erste-Hilfe-Maßnahmen:
    1. Das betroffene Bein möglichst nicht belasten.
    2. Bandagieren, kühlen und hochlegen, um die Schwellung möglichst gering zu halten.
    3. Einen Arzt aufsuchen.
Wie stellt der Arzt einen Bänderriss fest?
  • Ob ein Bänderriss vorliegt, kann der Arzt durch einen einfachen Test mit hoher Sicherheit herausfinden. Ist ein Band an der Seite gerissen, lässt sich der Fuß übermäßig nach vorne verschieben. Vor der Untersuchung muss das Gelenk geröntgt werden, um Verletzungen am Knochen auszuschließen. Liegt die Verletzung mehr als 48 Stunden zurück, ist die Untersuchung wegen der Schwellung und bereits einsetzender Reparaturprozesse weniger aussagekräftig. Dann kann ein Ultraschall ergänzende Hinweise liefern.
Wie wird ein Bänderriss behandelt?
  • Ein Bänderriss muss im Normalfall nicht operiert werden, sondern wird mit einer sogenannten Orthese versorgt. Diese Schiene ermöglicht es, den Fuß beim Laufen abzurollen und muss mindestens fünf Wochen lang Tag und Nacht getragen werden. Bei Schmerzen können Schmerzmittel eingenommen werden. Für die Zeit, in der der Fuß noch nicht richtig belastet werden kann, verordnet der Arzt Heparinspritzen zur Vorbeugung einer Thrombose.
Was passiert, wenn ein Bänderriss nicht behandelt wird?
  • Wird ein Bänderriss früh erkannt und behandelt, sind die Chancen auf eine vollständige Heilung sehr gut. Ohne Behandlung kann das Band nicht oder schlecht zusammenheilen, dauerhafte Probleme mit dem Sprunggelenk sind dann eine häufige unangenehme Folge.
Wie kann man einem Bänderriss im Sprunggelenk vorbeugen?
  • Ist die Wadenmuskulatur stark und die Schienbeinmuskulatur vergleichsweise schwach, entsteht ein Ungleichgewicht, das ein Umknicken und Außenbandrisse begünstigt. Darauf sollte man beim Sport achten. Auch Dehnen ist wichtig.

Medizinische Versorgung ist in Südostasien sehr unterschiedlich

Zitat: Von Exzellent bis katastrophal. - Lonely Planet
Alexander Jansen wurde in Vietnam medizinisch gut betreut. Doch nicht in allen Reiseregionen kann eine solche Versorgung gewährleistet werden. Der beliebte Reiseführer Lonely Planet schreibt über die medizinische Versorgung in Südostasien, sie reiche „von exzellent bis katastrophal“, je nach Land und je nachdem, ob man sich in einer ländlichen Region oder in einer Großstadt befindet. Vor einer Reise empfiehlt es sich deshalb generell, Informationen über die Gesundheitsversorgung am eigenen Reiseziel einzuholen. In Vietnam etwa haben nur wenige Krankenhäuser eine Lizenz für die Behandlung von Ausländern. Generell kann man in Großstädten eher auf gut ausgestattete Kliniken mit gut ausgebildeten Ärzten treffen. In Singapur gilt der medizinische Standard sogar als hervorragend. Weniger gut sieht es beispielsweise in weiten Teilen von Indonesien, Kambodscha und Laos aus.
Um die Gesundheitsversorgung vor Ort in Anspruch nehmen zu können, braucht es eine gute Auslandskrankenversicherung. Bei einem Unfall hilft deren Notfallnummer, um nach einem geeigneten Krankenhaus in der Nähe zu suchen. Sollte die Reise wegen der Verletzung abgebrochen werden müssen, beinhaltet die Auslandskrankenversicherung am besten auch die Kostenübernahme für den Heimtransport und eventuelle Stornokosten. Welche Leistungen die Versicherung beinhaltet, sollte also ebenfalls im Vorhinein geklärt werden, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.
Eine Auslandskrankenversicherung ist aber nicht teuer und sollte in jedem Fall abgeschlossen werden.

Reiseversicherungen: Welche Versicherung zahlt wofür?

Gesetzliche Krankenversicherung
  • + zahlt bei Reisen in der EU einen Teil der Kosten
    - übernimmt grundsätzlich nicht die Kosten für einen Heimtransport
    Für gesetzlich Versicherte ist eine zusätzliche Auslandsreisekrankenversicherung Pflicht, auch bei Reisen innerhalb der EU. Die anfallenden Kosten für einen Rücktransport werden sonst nicht übernommen und können zehntausende Euro kosten.
Private Krankenversicherung
  • + zahlt im Normalfall bei Reisen innerhalb der EU die Behandlungskosten
    - außerhalb der EU ist der Versicherungsschutz oft auf einen Monat begrenzt
    - je nach Tarif werden nicht alle Kosten abgedeckt
    - Kosten für Heimtransport werden oft nicht übernommen
    Auch bei einer privaten Krankenversicherung ist eine Auslandskrankenversicherung oft sinnvoll. Deshalb unbedingt vorab über die Vertragsbedingungen informieren.
Auslandskrankenversicherung
  • + übernimmt die Kosten für eine Behandlung in einer bestimmten Region oder weltweit – je nach Tarif
    + übernimmt in vielen Fällen die Kosten für einen Heimtransport
    + eine gute Auslandskrankenversicherung übernimmt in medizinisch begründeten Fällen auch den Rücktransport für eine Begleitperson
     Eine Auslandskrankenversicherung ist eine Zusatzversicherung, die aber auf jeder Reise ins Ausland ein Muss ist.
Reiserücktrittversicherung
  • + übernimmt die Stornokosten, wenn Sie schon vor Reiseantritt krank werden und gar nicht fahren können
     Nicht zwingend notwendig, aber in vielen Fällen eine Überlegung wert.
Reiseabbruchversicherung
  • + übernimmt die Stornokosten, wenn Sie Ihre Reise wegen Krankheit oder Verletzung nicht wie geplant fortsetzen können
    + ist oft Teil der Reiserücktrittversicherung
     Eine gute Reiserücktrittsversicherung sollte eine Reiseabbruchversicherung enthalten.
Alexander Jansens Reise konnte trotz Bänderriss wie geplant weitergehen. Mit Schiene darf der Fuß bald wieder belastet werden – zumindest soweit keine Schmerzen entstehen und möglicherweise am Anfang mit der Unterstützung von Krücken. Inzwischen geht es Jansens Sprunggelenk wieder gut. Dass er direkt vor Ort in Vietnam ins Krankenhaus gegangen ist, hat ihm nicht nur den Auslandsaufenthalt gerettet, sondern auch seine Verletzung vor Spätfolgen bewahrt. Deutsche Ärzte haben ihm seinen Eindruck bestätigt: Sein Bänderriss ist in Vietnam gut behandelt worden.

Verletzungen auf Reisen: Das sollten Sie beachten

Ob Prellungen von einem Sturz, Muskelzerrungen oder Stauchungen vom Sport: Die meisten Unfälle passieren in der Freizeit – und demnach auch im Urlaub. Selten sind solche Verletzungen wirklich schlimm. Wir erklären Ihnen, wie Sie Verletzungen vorbeugen und was Sie tun können, wenn Sie sich doch einmal verletzt haben.
vorbeugen

Vorbeugen

  • Geeignete Schuhe bei Wanderungen und in der Stadt
  • Aufwärmen vor dem Sport
  • Überlasten Sie sich nicht!
  • Die eigenen Belastungsgrenzen kennen
  • Feucht-heißes Klima einkalkulieren und Körper an Wetterbedingungen gewöhnen lassen
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Erste Hilfe

Bei Verletzung gilt die PECH-Regel:

  • Pause
  • Eis (Kühlen)
  • Compression (verletzten Körperteil mit einer elastischen Bandage umwickeln)
  • Hochlegen
arzt-aufsuchen

Arzt aufsuchen

  • Bei Verletzungen: Nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Ihre Reisekrankenversicherung hilft Ihnen bei der Suche nach einem qualifizierten Arzt oder einer Klinik in Ihrer Nähe.
  • Besondere Vorsicht bei offenen Wunden in tropischen Reiseländern
  • Auf Desinfektion, Wundreinigung und -abdeckung achten

Das sollten Sie bei Abschluss von Reiseversicherungen beachten:

Auslandsreisekrankenversicherung

Was kostet sie?
  • Eine Auslandskrankenversicherung sollte man vor jeder Reise abschließen. Sie kostet nicht viel: Auch gute Versicherungen sind für einzelne Reisen schon um die 10 Euro, als Jahresverträge für etwa 15 Euro zu haben. Bei längeren Reisen – z. B. bei Au-Pair- oder Auslandsstudien-Aufenthalten – muss meist ein Sondertarif für Langzeitaufenthalte gewählt werden.
Wann muss man sie abschließen?
  • Abschließen kann man die Auslandskrankenversicherung bis spätestens einen Tag vor Reiseantritt.
Welche Leistungen brauche ich?
  • Bei der Wahl der Versicherung sollte man nicht nur nach dem Preis gehen. Oft verstecken sich im Kleingedruckten Klauseln, die z. B. Kosten für die Behandlung chronischer Krankheiten ausschließen. Auch der Rücktransport ist ein Knackpunkt: Zahlt die Versicherung nur, wenn er medizinisch notwendig, oder auch, wenn er medizinisch sinnvoll ist? Abzuraten ist von Versicherungen mit Selbstbeteiligung. Oft beinhalten auch Kreditkartenverträge oder Autoklub-Mitgliedschaften Reisekrankenversicherungen, aber nicht immer sind deren Leistungen ausreichend. Informieren Sie sich vorab und schließen Sie im Zweifel eine zusätzliche Versicherung ab.

Reiserücktrittversicherung

Wer braucht sie?
  • Je länger im Voraus man eine Reise bucht und je teurer sie ist, desto mehr lohnt sich eine Reiserücktrittversicherung. Auch wenn Kinder mitreisen oder für Senioren und chronisch Kranke kann sie sinnvoll sein.
Wann zahlt sie?
  • Eine Reiserücktrittversicherung zahlt bei akuten, nicht vorhersehbaren Erkrankungen, unerwarteten Zustandsverschlechterungen und Unfällen, die einen Antritt der Reise unmöglich machen. Auch ein unerwarteter Verlust oder Wechsel des Arbeitsplatzes sowie ein Todesfall in der Familie werden als Grund akzeptiert. Welche Gründe gelten, sollten Sie genauer in den Versicherungsbedingungen nachlesen.
Wann muss man sie abschließen?
  • Das ist je nach Anbieter unterschiedlich. Oft wird verlangt, dass die Reiserücktrittversicherung spätestens 30 Tage vor Reiseantritt oder sieben Tage nach Buchung abgeschlossen wird.
Wann zahlt die Reiseabbruchversicherung?
  • In einer guten Reiserücktrittversicherung sollte eine Reiseabbruchversicherung enthalten sein. Sie übernimmt die Kosten unter denselben Bedingungen wie eine Reiserücktrittversicherung für nicht in Anspruch genommene Reiseleistungen – z. B. Mietwagen oder Ausflüge. Sie zahlt auch für die Rückreise oder wenn sich die Reise durch die Erkrankung verlängert.
Veröffentlicht am 25.06.2019

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